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Rahden Kirchplatz Winterfoto 12-2017



Rahden

Diskussion um eine alte Mauer und eine versteckte Kirche.
Die Planung zur Neugestaltung des Kirchplatzes erregt viele Gemüter, allerdings nur, weil marode Bäume gefällt werden müssen und eine Bruchsteinmauer entfernt werden soll. Geplant ist eine Neu-Bepflanzung des kleinen Platzes in ähnlicher Weise mit Linden.
Ich habe die Entwicklung intensiv verfolgt und einen alternativen Vorschlag gemacht - ein Plädoyer für eine neue Sehenswürdigkeit.

Die Stadt hat im Jahre 2012 einen Wettbewerb zur Umgestaltung einiger Innenstadt-Bereiche ausgelobt, der von dem Landschaftsarchitektur-Büro Adam aus Potsdam gewonnen wurde. Alle Preisträger haben für den Kirchplatz eine schlichte Gestaltung gewählt. Auf ihren Darstellungen ist der Platz sehr ,aufgeräumt´, außer Bäume und einfache Sitzgelegenheiten sieht man allenfalls noch Höhen-Abstufungen. Eine Abgrenzung zur Straße - Fehlanzeige. 2016 wurde bekannt, daß die 80 cm hohe, altbackene Bruchsteinmauer weggeplant wird. Alle waren gegen den Abriss. Schließlich hätten Generationen von Rahdenern bereits Eis schleckend auf der Mauer gesessen. Wenn das kein Grund ist für den Erhalt ist... Es gab eine Unterschriften-Aktion und eine CDU-Riege demonstrierte Eis essend auf der Mauer sitzend für den Erhalt. 2017 endlich kommt Bewegung in die Planung. Die denkmalgeschützten Bäume müssen weichen. Dadurch ergibt sich eine neue Situation für die Gestaltung des Platzes.

Im Juni entschloß ich mich, einen Vorschlag für die Platzgestaltung zu skizzieren, an Ideen mangelte es nicht. Es galt insbesondere  die Aufenthaltsqualität des Platzes zu verbessern, eine Alternative zur geliebten Mauer zu schaffen, eine gleichmäßige Abgrenzung zur stark befahrenen Straße zu setzen und den Platz mit wenigen gärtnerischen Elementen zu einem Kleinod in der Stadt zu machen. Das Highlight sollte ein Pavillon sein. Den Vorschlag habe ich der Stadt, der Kirchengemeinde, den Rats-Parteien und einigen anderen vorgestellt, er wurde in der Presse publiziert. Positive Resonanz - gleich Null!  Außer "Die Mauer muß bleiben" war nichts zu hören. Von kirchlicher Seite wurde mein Vorschlag direkt abgelehnt. Es wurde bekanntgegeben, daß auf dem Platz wieder eine Lindenallee gewünscht würde. Bericht Westfalenblatt/Rahdener Zeitung

Das Grundstück gehört der evangelischen Kirchengemeinde, ist aber gleichzeitig der Mittelpunkt der Stadt. Weiterhin spielt eine gewisse Pietät eine Rolle, denn unter dem Platz befindet sich ein Teil eines vor 200 Jahren bereits aufgelassenen Friedhofs. Es heißt, der Charakter des Platzes soll erhalten bleiben - hatte der Platz jemals Charakter? Gemeint ist insbesondere die Lindenallee. Durch die Neupflanzung soll ein Ruhebereich geschaffen werden. Natürlich besteht die Gefahr, daß der Wuchs der neuen Linden in ein paar Jahrzehnten genauso aus dem Ruder läuft wie bei den bisherigen Bäumen.

Am 13. Dezember 2017 gab es in St. Johannis eine Präsentation der Planung mit allen Beteiligten. Gezeigt wurde nur ein Grundriss mit Beispiel-Bildern verschiedener Elemente, leider keine perspektivische Darstellung. Der gesamte Platz um die Kirche soll komplett mit Granit-Kopfsteinpflaster belegt werden, mit Ausnahme des "Ruhebereichs". Dort werden 12 spezielle, schwachwüchsige Linden in zwei Reihen gepflanzt, etwa 30 m lang, entsprechend der Länge des Kirchenraumes. Der Abstand zum Gebäude wird größer, damit soll erneuter Schief-Wuchs verhindert werden. Die Bäume werden mit Gräsern oder Grünstauden unterpflanzt und die Flächen mit niedrigen Barrieren umgeben. Weiter sind vier Bänke im Baumschatten geplant. Leider will man auch hier die bereits im Stadtgebiet verwendeten Modelle in minimalistischem Banal-Design verwenden. Bekanntlich sondern Linden eine klebrige Flüssigkeit ab, vielleicht wurde das den Spezialzüchtungen aber bereits abgewöhnt. Zu den einfachen Bänken paßt die geplante Begrenzung des Platzes nach Süden durch eine geschwungene Beton-Linie, die durch verschiedene Höhen als Sitzmauer, als Trittstufe und optische Straßen-Abgrenzung dient. Der Bereich um das Denkmal wird mit Robinien ebenfalls neu gestaltet.

Ich meine, mit der Planung und dem beteiligten Denkmalschutz wurde die einmalige Chance vertan, in der Innenstadt ein Alleinstellungsmerkmal mit Strahlkraft zu schaffen, das die Stadt dringend nötig hat. Man zieht neue Bürger mit Baugebieten in die Stadt, fixiert aber in der Innenstadt die Normalität. Dabei hat man die üblichen Sorgen: Leerstände mehren sich, verzweifelt werden Hilfsprogramme aufgelegt, es wird von neuem Schwung gesprochen, die Bürger sollen sich bei  einem kommunalen Entwicklungskonzept (IKEK) einbringen zur Frage "Wie definiert sich Rahden in zehn Jahren". Ich denke, der Kirchplatz als zentraler Platz der Stadt könnte eine bedeutende Rolle spielen, wenn er denn innovativ und herausragend gestaltet würde. 

Ich bin immer noch sicher, daß ein künstlerischer Pavillon in entsprechendem Umfeld dazu beitragen könnte. Vielleicht sollten Denkmalschützer daran denken, daß eine verhinderte Maßnahme später auch einmal schützenswert sein könnte. Dazu kommt noch: was nicht zuschussfähig ist, wird nicht gemacht. Vielleicht dienen diese Ausführungen einmal anderen Stadtvätern, mit erweitertem Bewußtsein an die Entwicklung ihrer Schützlinge "Stadt" heranzugehen. Bezüglich meines Engagements für die Stadt Rahden beherzige ich nun den Ratschlag "Ist das Pferd tot - steig ab!"

Ende Dezember 2017. Nach den ersten Reaktionen ein etwas polemischer Nachruf:

Nun ist das Kind auf der Welt und soll auch geliebt werden! Die Bürger wundern sich - knapp eine Million Euro Steuergelder soll es kosten - und was bekommen sie dafür? Eine Materialschlacht in grauem Granit auf dem gesamten Platz, um die Kirche herum, einschließlich der Straße seitlich der Sparkasse. Die aufwändig hergestellten und in bestem Zustand erhaltenen Ziegel-Rollschichten der für Rahden charakteristischen Fahrbahnmarkierungen - auch weg! Wie bereits am Glindower Platz. Als Abgrenzung zur Fahrbahn gibt es eine modische Beton-Linie, die als Ersatz für die geliebte Mauer im Bereich der Eisdiele auf Sitzhöhe angehoben wird. Die Flächen werden im Sommer gewaltig aufgeheizt, etwas gemildert durch die sogenannte Ruhezone mit den neuen Linden und deren Unterpflanzung. Die Bäume werden genauso eng gepflanzt wie die alten und laufen Gefahr, in ein paar Jahrzehnten die gleichen Probleme durch Licht- und Nährstoffkonkurrenz zu bekommen. Positives ist auch anzumerken: durch die Pflasterung kann der Weihnachtsmarkt wieder in der Umgebung der Kirche stattfinden. Und: das Kirchengebäude wird nun als wichtigstes Baudenkmal Rahdens nicht mehr vollständig von Bäumen verdeckt. 

Wie sind die Aussichten für die Zeit nach der Fertigstellung? Die meisten Bürger erkennen wahrscheinlich erst dann, was geplant wurde. Der kahle Platz wird mit den üblichen Pflanztonnen dekoriert, und an der Eisdiele dominieren bunte Spielgeräte, womöglich mit einem Lattenzaun umgeben. Wenn der Granit erst Patina angesetzt hat, ist er weniger dominant und für das sprießende Unkraut gibt es weiterhin Glyphosat.  

Bemerkenswert ist noch, daß man für die einfache Planung bis zur Bekanntmachung ein halbes Jahr gebraucht hat, um sie dann in bester Merkel-Manier als alternativlos und mit der Begründung des Verfalls der Fördermittel kurz vor Ultimo durchzupeitschen. Vom Verfall der Fördermittel war übrigens bereits Ende 2016 die Rede.


Rahden, Kirchplatz, baumlos 2-2018
Rahden - Kirchplatz, alte Robinie 2-2018

19. 2. 2018  Die Bäume sind gefallen. Jetzt ist die alte gepflasterte Wegführung deutlich sichtbar und damit auch der große Anteil unbefestigter Flächen, die eigentlich begrünt sein sollten. Mir wird bei dem Anblick schmerzlich bewußt, wie angenehm doch ein größerer Grünanteil wäre, wenn man zumindest den südlichen Bereich des Platzes als kleine, interessant gestaltete Grünanlage konzipiert hätte, zumal Rahden keine Parkanlage hat. Die Aufenthalts-Qualität wäre weitaus größer, insbesondere für die Gäste der Eisdiele. Eine alte Robinie, die bereits durch Beschnitt die Form einer mächtigen Kopfweide angenommen hat, steht noch auf der Ostseite des Platzes. Es gab tatsächlich 28 Rahdener Bürger, die sich per Unterschriften-Aktion für den Erhalt des maroden Baumfragments eingesetzt haben, obwohl dort 4 neue Robinien gepflanzt werden sollen. Glücklicherweise haben Bauausschuss und Rat gegen den Erhalt dieses Ungetüms gestimmt.

Mobirise

Alternativ-Vorschlag zur Kirchplatz-Neugestaltung

Dokumentation meines Vorschlags für die Umgestaltung des Rahdener Kirchplatzes vom Sommer 2017. Nachdem abzusehen war, daß der Baumbestand und die Mauer auf der Südseite des Platzes fallen würden, habe ich einen Vorschlag für die Stadt Rahden erarbeitet.

Rahden Kirchplatz im Sommer 2017. Fotomontage Heinz Hohnstädt

Der Kirchplatz mit der Eisdiele im Sommer 2017, Fotomontage

Rahden, Kirchplatz-Gestaltung - Vorschlag von Heinz Hohnstädt

Rahden, Vorschlag zur Kirchplatz-Neugestaltung, erste Version, Juni 2017

Rahden - Pavillon für den Kirchplatz Fotomontage Heinz Hohnstädt

Pavillon für den Kirchplatz. Stahlkonstruktion mit Kunstverglasung auf Beton- oder Natursteinsockel. Er dient gleichzeitig als Beleuchtung der näheren Umgebung.

Rahden - Pavillon in gestalteter Umgebung, Fotomontage Heinz Hohnstädt

Der Pavillon sollte in eine gärtnerisch gestalteten Umgebung eingebunden sein.

Rahden, Kirchplatz - Fotomontage Heinz Hohnstädt

Anregungen oder
was machen Andere

Rahden, Kirchplatz - sterbende Baumruinen

Kirchplatz: sterbende Baumruinen, bedauernswerte Geschöpfe ohne Patientenverfügung, wenden sich von der Kirche ab

Kirschblüte - Foto Benedikt Elser

Kirschbaum-Allee. Foto Benedikt Elser

Berchtesgaden - Kirschblüte im Kurpark
Stockholm, Kungsträdgården, Kirschblüte

Stockholm, Kungsträdgården. Kirschblüte mit magischer Anziehungskraft. Quelle: whysojapan.com

Leipzig - Platzgestaltung mit Kirschbäumen

Leipzig - Platzgestaltung mit Kirschbäumen und großzügigen Sitzgelegenheiten

Flächige Gestaltung - Buga Koblenz, 2011

Flächige Gestaltung mit Eiben und Saisonpflanzen - Buga Koblenz, 2011

Büsum - Bänke mit Mineralwerkstoff-Lattung

Individuelle Bänke in Büsum mit Lattung aus Mineralwerkstoff, prägnant und pflegeleicht

Junge Linden-Allee, gesehen in Radebeul, 2017

Kleine Allee mit jungen Linden. Demnächst auch auf dem Rahdener Kirchplatz (fotografiert in Radebeul)

Mobirise


Heinz Hohnstädt                    
Dipl.-Ing. Innenarchitekt
Zur Niedermühle 1
32369 Rahden



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